beim Lesen einiger aktueller Threads rund um die Antriebstechniken habe ich mich gefragt, ob es denkbar ist, zweifädig ohne Schlupf zu spinnen, also mit fixiertem Drehzahlverhältnis Flügel--Spule.
Es ergäben sich zwei Probleme:
1. die Auszugstechnik wird sich ändern müssen, da der Faden kontinuierlich eingezogen wird. Das ist vielleicht lästig, aber praktisch üb- und machbar.
2. Um einen vom einen bis zum anderen Ende gleichmäßig gedrallten Faden zu spinnen, muss ich das Drehzahlverhältnis nachregulieren können. Bei meinen Spulen z.B. fange ich mit einem Durchmesser der leeren Spule von ca. 19mm an, bei der vollen Spule ist das Garnpaket 85mm dick. Wenn die Spule den Flügel also einmal überrundet, hat sie zu Anfang 60 mm Garn eingezogen, am Schluss mehr als das vierfache, am Schluss hätte das Garn damit nur noch knapp ein Viertel des Dralls wie am Anfang; das geht natürlich nicht an.
Um Abhilfe zu schaffen, hat Tom Walther (vermute ich) an seinem Getriebe die fein abgestuften Durchmesser an der Riemenscheibe, die die Spule antreibt (rechts unten im Bild):

Meine Vermutung ist, dass die Abstufung (a) für viele Fälle noch zu grob ist, und (b) dass die ideale Abstufung je nach beabsichtigtem Drall (tpi) unterschiedlich sein müsste. Wohlgemerkt, für das Spinnen ohne Schlupf.
Meine Berechnung (ob die stimmt?) der Getriebescheibendurchmesser geht von einem Durchmesser von 50 mm für den Anfang aus (leere Spule). Bei einem recht niedrigen Drall von 1 Twist pro cm ergibt sich ein Durchmesser von 44,4 mm für die volle Spule. Bei einem höheren Drall von 10 Twists pro cm muss die Scheibe bei voller Spule 49,4 mm Durchmesser haben, das sind nur 0,6 mm, ohne die der Einzug 4,5 mal so schnell und der Drall am Ende des Fadens 4,5 mal so gering wäre. Bei 20 tpcm wäre der Unterschied nur noch 0,3 mm, usw.
Wenn das also so stimmt, wäre ein zweifädiges Spinnen ohne Schlupf wahrscheinlich nicht sinnvoll und es bliebe dabei, dass der Drall von Augenmaß und Handgefühl bestimmt werden muss.
Oder liege ich doch ganz verkehrt?
Sollte ich recht haben, bedürfte auch die Seite über den zweifädigen Antrieb auf der Spinnradclub-Homepage der Überarbeitung, wo es heißt:
Beste Grüße -- ThomasDie Einstellung des Einzuges kann auf zwei Arten erfolgen. Bei manchen Spinnrädern gibt es Spinnflügel und Spulen mit unterschiedlichen Übersetzungen bzw. mehrere unterschiedlich große Schwungscheiben an einer Spule oder einem Flügel, so kann man durch Verwendung unterschiedlicher Übersetzungen den Unterschied der Laufgeschwindigkeiten von Flügel und Spule und somit den Einzug und die Drehung bestimmen.
Ist solch eine Möglichkeit nicht gegeben erfolgt die Einstellung über die Spannung des Antriebsriemens. Dann sind Spulscheibe und Wirtel unterschiedlich eingekerbt. Die Wirtel hat eine schmale, spitze Kerbe, die den Antriebsriemen auch bei niedrigen Spannungen noch festklemmt, die Einkerbung der Spulscheibe ist abgerundet und flach um bei niedrigeren Spannungen ein durchrutschen des Riemens zu ermöglichen. Wird der Riemen gelockert rutscht die Spulscheibe durch und wird langsamer, während die Geschwindigkeit der Wirtel gleich bleibt.
 
						





 Es geht aber halt eben doch nicht, wenn man gleichmäßigen Drall vom einen Ende des Fadens (leere Spule) bis zum anderen (Spule voll) möchte, oder?
 Es geht aber halt eben doch nicht, wenn man gleichmäßigen Drall vom einen Ende des Fadens (leere Spule) bis zum anderen (Spule voll) möchte, oder?
 
  Das Buch ist vorige Woche bei mir angekommen und hat mir schon einige hochvergnügliche Viertelstunden beschert. Der Abschnitt über den zweifädigen Antrieb ist unnötig kompliziert, weil er immer die Geschwindigkeit des Schwungrads bzw. die Trittgeschwindigkeit mit einbezieht. Die ist für die Rechnerei Einzugsgeschwindigkeit -- Drall -- Spulendurchmesser aber wirklich völlig wurscht. Einen großen Teil seiner Besprechung nimmt dann das Hohelied vom Schlupf ein. (Meine Diktion hat auch schon gelitten, Vorsicht mit dem Buch!
  Das Buch ist vorige Woche bei mir angekommen und hat mir schon einige hochvergnügliche Viertelstunden beschert. Der Abschnitt über den zweifädigen Antrieb ist unnötig kompliziert, weil er immer die Geschwindigkeit des Schwungrads bzw. die Trittgeschwindigkeit mit einbezieht. Die ist für die Rechnerei Einzugsgeschwindigkeit -- Drall -- Spulendurchmesser aber wirklich völlig wurscht. Einen großen Teil seiner Besprechung nimmt dann das Hohelied vom Schlupf ein. (Meine Diktion hat auch schon gelitten, Vorsicht mit dem Buch!  )
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