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Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 01:24
von Miriam
Auf dem Mittelaltermarkt in Egg haben wir versucht, Vlies mit Brennessel kalt zu färben, weil so viel herumstand und wir die großen Töpfe dabeihatten. Das Ergebnis konnte sich leider nicht wirklich sehen lassen, die Wolle lag ca. 24 Stunden in der Flüssigkeit mit den Brennesseln und sah nachher original so aus wie vorher

Ich hatte ohnehin schon damit gerechnet, dass es möglicherweise nicht gehen würde, weil die Wolle nicht gebeizt war. Oder eher noch deshalb, weil die Wolle zwar mit etwas Seife gewaschen, trotzdem aber noch ziemlich fettig war?
Auf jeden Fall war es ein großer Spass, die Pflanzenteile nachher wieder aus der schneeweißen Wolle zu zupfen

Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 01:48
von Ruth
Die Beize hat sozusagen die Funktion, eine Brücke zwischen Wolle und Farbstoff zu bilden. Ohne geht nicht. Und Brennessel ist anscheinend sowieso kritisch, eine Freundin hat damit nur ganz matte Farben bekommen.
Fettige Wolle hat sozusagen noch eine Schutzschicht, so dass die Farbe nicht ans Keratin kann. Ich wasche immer mit Spülmaschinenspülmittel (enthält Soda - Natriumcarbonat) und Shampoo, das ist dann fettfrei. Seife zieht auf die Faser auf, würde ich zum Waschen der Wolle nicht verwenden, wenn ich sie färben möchte. Dann lieber synthetische Tenside.
I.A. kann man entweder mit Hitze (Reaktion läuft schneller ab) oder Zeit arbeiten. Wobei ich denke, 24 Stunden ist viel zu wenig. Ich würde da eher an 4 Wochen denken. Und das stinkt dann.
Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 04:11
von Miriam
Alles klar; ich dachte, dass es eventuell auch ohne Beize geht, dann aber schneller ausbleicht. Bei einem Versuch mit Rotholz war es so, aber das ist wahrscheinlich ein viel stärkerer Farbstoff.
Ich probiere Brennessel sicher wieder mal aus, dann aber getrocknet und als "normale" Heißfärbung.
Danke für den Tipp, was das Waschen angeht; ich wollte eigentlich, dass die Wolle möglichst naturbelassen bleibt, deshalb habe ich nur Schafsmilchseife und keine synthetischen Mittel verwendet. Oder gibt es da sonst noch eine Alternative?
Ich werde auf jeden Fall derart gewaschene Wolle beizen und das Färben trotzdem nochmal versuchen, dann sehe ich ja, was draus wird.
Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 04:39
von Ruth
... die Römer haben gefaulten Urin (Ammoniak - Lauge reagiert mit den Fetten) genommen.
Dann lieber synthetische Tenside auf Erdölbasis - die stinken wenigstens nicht.
Unser Leben basiert sowieso auf dem Erdöl (z.B. was Medikamente angeht), also warum nicht damit waschen?!
Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 05:11
von Greifenritter
Ich denke mal Miriam geht es auch um den "alten" Weg, denn sie macht die Färbungen ja zu einem guten teil im Rahmen Ihrer Mittelalterdarstellung.
ich habe übrigens auch die Erfahrungen gemacht, daß man meist nicht ohne beizen auskommt.
Bei Rotholz und Blauholz hat mir Essig zum beizen gereicht.
Bei Färbepflanzen mit vielen gerbstoffen (z.B. Wallnuss) soll es auch ohne vorheriges beizen gehen, da die im Färbesud vorhandenen Gerbstoffe reichen. Hab ich noch nicht versucht, das Material steht noc in der Garage. Wollte ich mit meiner Schwester zusammen jetzt in meinem (ins Wasser gefallenen) Urlaub bzw. ihren Pfingstferien machen, das muß nun noch etwas warten.
Zwiebelschalen braucht man jede Menge (1:1 zum Wollgewicht) und Gerbstoffe sind da auch nicht ausreichend vorhanden, also unbedingt vorher gut beizen.
CU
Danny
Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 05:36
von Ruth
Walnuss geht super - einfach iln einen Eimer mit Wasser, Wolle dazu und eine Weile vergessen.
Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 12:59
von angi
....genau !
und demnächst (Juni) ist gerade die richtige >zeit, um die abgefallenen grünen Nüsse aufzusammeln, die färben besonders schön!
angi
Re: Kaltfärben mit Brennessel
Verfasst: 14.05.2008, 16:02
von Miriam
Ich denke mal Miriam geht es auch um den "alten" Weg
Das ist richtig

ich würde wohl, wenn ich noch nichts anderes gefunden habe und wenn ich zuhause Wolle wasche, synthetische Mittel verwenden, da wir jetzt massenhaft Rohwolle haben; lieber wäre mir aber schon was anderes. Auf einem Markt im Juni sehe ich wahrscheinlich eine historische Tuchfärberei, vielleicht kann ich die zum Thema ausquetschen.