Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

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Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von frieda » 25.06.2011, 00:51

Erdrauch schrieb unter Erna Bächi-Nussbaumer: So färbt man mit Pflanzen
...
Wichtig erscheint mir jedoch bei Erna Bächi-Nussbaumer, dass sie auch eine recht einfache Anleitung zur Neutralisierung und Entsorgung von Beizen wie Kupfer- und Eisensulfat, Zinnclorid und Kaliumbichromat gibt. Dies fehlt in den meisten anderen Färbebüchern. Zwar verzichtet Dorothea Fischer auf die meisten dieser Beizen, doch jeden Färber juckt es irgendwann in den Fingern auch Farbnuancen auszuprobieren, die nur durch diese anderen Chemikalien zu erzielen sind. Dann ist es jedoch wichtig zu wissen wie dies umweltfreundlich zu bewerkstelligen ist. Dorit Berger hat diese Anleitung von Erna Bächi-Nussbaumer in ihren Büchern übernommen.
...
Das interessiert mich jetzt aber! Wie entsorgt man denn umweltfreundlich Chromsalzlösungen im Hausgebrauch? Könnte man das vielleicht hier im Färbebereich mal darlegen, hier gehört das ja eher nicht wirklich hin.

Grüßlis,

frieda

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von Greifenritter » 25.06.2011, 11:07

Frieda hat Recht. Ist ein sehr interessantes Thema.

Ich verschiebe den Post mal aus dem Lexikon in den Färbebereich.

Ich selbst hätte durchaus auch Interesse an Färbungen mit einzelnen Chemikalien, habe mich aber eben wegen der Entsorgung noch nicht so ganz dran getraut. Das Buch macht mir da schon etwas Mut, aber ich denke über den Inhalt des Buches hinaus gibt es noch viele weitere Möglichkeiten und sicher haben wir auch Leute hier die sich damit auskennen. Zudem hat ja nicht jeder das Buch.

CU
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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von faserrausch » 25.06.2011, 11:33

Das Entsorgen ist ja das eine, aber was ist mit der gefärbten Wolle? Bleiben da giftige Rückstände?
Beize mit Kaltbeize AL . Habe nun mit Rainfarn gefärbt, kann ich die Wollen nun Kleinkindern in die Hand geben?
Kann ich Wolle die mit Chemikalien weiterentwickelt wurde für Babysachen verwenden?
Lieben Gruß
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Einsatz/Entsorgung von Beizen und Färbedrogen -Riskoabschätz

Beitrag von faerberpflanzen » 26.06.2011, 18:16

Einsatz/Entsorgung von Beizen und Färbedrogen - Riskoabschätzung

Die Frage ist natürlich bei bestimmten Metallbeizen: Will man sich selbst und die Umwelt gefährden oder will man das vermeiden.
Alaunbeizen und Eisenbeizen sind ungefährlich und können über den Kanal entsorgt werden.

Kaliumbichromat, K2Cr2O7, ist kanzerogen und mutagen. Es wird angenommen, dass in Deutschland eine halbe Millionen Menschen eine Kontaktallergie gegen Kaliumdichromat, K2Cr2O7 haben. Damit befindet sich der Stoff auf der Hitliste der Kontaktallergene.

Kupfersulfat, CuSO4, ist giftig und kann Schleimhautreizungen, Husten und Atemnot verursachen und reizt Haut und Augen.

Zinnchlorid, SnCl2, ist giftig und kann schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden verursachen.
Allergische Reaktionen gegenüber metallischem Zinn wurden überwiegend bei Nickel-sensibilisierten Patienten gefunden.
Zinnchlorid ist sehr giftig für Wasserorganismen wie Fische, Algen und Plankton und kann Gewässer längerfristig schädigen.

Zu dem Thema habe ich einige Artikel geschrieben:

Umweltbelastung bei Färben mit Pflanzenfarben?
Umweltschutz beim Färben und Beizen: Abwassergrenzwerte bei Textilveredlung für Chrom, Kupfer und Zinn
Umweltschädigende, gesundheitsschädliche Textil-Beizen, Kupfer, Zinn, Chrom für Pflanzenfärbung?
Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben
Krapp, Rubia tinctorum – kanzerogene Wirkung?
Stark giftige einheimische Färberpflanzen – Vorsicht!


Ich denke mit diesen Informationen kann jeder sein Risiko für sich selbst und für die Umwelt abschätzen.

Pflanzenfärbungen für Textilien für Babies
Bei Textilfärbungen für Babys würde ich alleinig aluminiumbasierende Beize und keine Giftpflanzen und kein Krapp verwenden.

lg
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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von faserrausch » 26.06.2011, 22:03

Danke, das war sehr aufschlußreich.
Lieben Gruß
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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von Greifenritter » 26.06.2011, 22:03

Super Eberhard,

danke für die Links.

CU
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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von frieda » 27.06.2011, 00:04

Ja, was kann man denn jetzt machen, wenn man nicht darauf verzichten will, mit Chromsalzen usw. zu beizen? Daß das giftig ist, das war ja nicht in Frage gestellt. Im Eingangspost ging es ja ursprünglich darum, daß es da ja wohl Möglichkeiten geben solle, das umweltgerecht zu entsorgen. Das ist die Info, hinter der ich jetzt eigentlich hinterher bin.

Grüßlis,

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von Kattugla » 27.06.2011, 01:00

Vielleicht hilfts ja, die Sache mal von der anderen Seite her zu denken.

Farbspielereien mit Metallsalzen sind ja nu' keine neuzeitliche Erfindung. Und ich bezweifle, dass Frau Keltin oder Frau Mittelaltermagd in die Apotheke gegangen ist und sich eine Dose Zinnsalz oder Kupfervitriol geholt hat.
Vielmehr denke ich, dass die ursprünglichen Nuancierungen in den entsprechenden Färbegefässen erfolgt sind - respektive im Zinn- oder Kupferkessel mit den entsprechenden Ionen freisetzenden Zusätzen.
Die Handhabung von Indigo (um mal ein etwas anderes Beispiel zu nennen) hat sich ja auch bis heute nicht grundlegend geändert, nur die Vorgehensweise eben.

Allerdings bin ich jetzt, was die Molekularphysik (oder wars die Chemie auf der Winzig-Ebene?) überfragt, ob eine Färbeflotte in einem Zinnkessel nur die Menge an freiflottierenden Zinn-Ionen enthält, die dann auch mit dem Färbegut reagieren und der Rest schlicht in der Kesselwand verbleibt oder ein Teil gelöster Ionen mit der Flotte entsorgt wird.

Letzteres sollte immernoch wesentlich verträglicher sein als die Metallsalze, die heute Verwendung finden (und auch noch - von mir auch - häufig überdosiert werden, ist so der "Weichspülereffekt" und das sparsame Dosieren sicherlich die erste Methode, um weniger giftig zu sein).

Bei Indigoküpe (mit Natriumdithionit) meine ich zumindest halbwegs zu wissen, dass sie mit Essig neutralisierbar ist und dann zu umweltneutralen Bestandteilen reagiert, die einfach entsorgt werden können.
Ein Färbung auf Zinn interessiert mich auch schon länger, spätestens, wenn wieder die Pilzzeit herannaht und die scharenweise wachsenden Rotfussröhrlinge zum Orangefärben auffordern... :)
Ich hatte schonmal überlegt, auf dem Flohmarkt Zinngeschirr zu holen und einfach mal beim Beizen mitzukochen... da hätte ich dann auch mit der Entsorgung der ausgelutschten Flotte keine bis wenig Bedenken.

Hm. Auf Chromkali verzichte ich dann allerdings doch. Ich mag schon die chromgegerbten Schaffelle nicht sonderlich... :O
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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von faerberpflanzen » 27.06.2011, 06:23

frieda hat geschrieben:Ja, was kann man denn jetzt machen, wenn man nicht darauf verzichten will, mit Chromsalzen usw. zu beizen? Daß das giftig ist, das war ja nicht in Frage gestellt. Im Eingangspost ging es ja ursprünglich darum, daß es da ja wohl Möglichkeiten geben solle, das umweltgerecht zu entsorgen. Das ist die Info, hinter der ich jetzt eigentlich hinterher bin.

Grüßlis,

frieda
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Chromsalze fallen eindeutig unter Sondermüll.
Ich würde in der Handhabung und später beim Tragen von chromgebeizten Textilien das gesundheitliche Risiko vermeiden.
Chromsalze, insbesondere Cr(VI)-Verbindungen sind nicht nur giftig und umweltschädigend sondern auch im höchsten Maße gesundheitsscheidlich - krebserregend, erbgutveränderd und allergieauslösend. Sie können über die Atemluft, über Hautkontakt und über Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen.

Umweltschutz beim Färben und Beizen: Abwassergrenzwerte bei Textilveredlung für Chrom, Kupfer und Zinn

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von frieda » 27.06.2011, 09:43

Ja, das ist mir doch alles klar (immerhin bin ich gelernte Chemielaborantin). Ich beziehe mich hier aber auf diesen Thread hier:

Erna Bächi-Nussbaumer: So färbt man mit Pflanzen

wo geschrieben stand:
"Wichtig erscheint mir jedoch bei Erna Bächi-Nussbaumer, dass sie auch eine recht einfache Anleitung zur Neutralisierung und Entsorgung von Beizen wie Kupfer- und Eisensulfat, Zinnclorid und Kaliumbichromat gibt. "

Und ich möchte gerne wissen, wie das bewerkstelligt wird.

Grüßlis,

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Zuletzt geändert von Sabine am 28.06.2011, 19:27, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Link den Forenkoventionen angepaßt, Sabine

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von faerberpflanzen » 27.06.2011, 10:28

frieda hat geschrieben:Ja, das ist mir doch alles klar (immerhin bin ich gelernte Chemielaborantin). Ich beziehe mich hier aber auf diesen Thread hier:

http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 03#p238903

wo geschrieben stand:
"Wichtig erscheint mir jedoch bei Erna Bächi-Nussbaumer, dass sie auch eine recht einfache Anleitung zur Neutralisierung und Entsorgung von Beizen wie Kupfer- und Eisensulfat, Zinnclorid und Kaliumbichromat gibt. "

Und ich möchte gerne wissen, wie das bewerkstelligt wird.

Grüßlis,

frieda
Ich würde mir an Deiner Stelle einfach das Buch in einer Bibliothek besorgen und nachlesen, wie das betreffende Metallsalz aus der Lösung am sichersten ausgefällt wird und dann der Entsorgung als Sondermüll zugeführt wird.

lg
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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von Asherra » 27.06.2011, 11:08

Mit ein bisschen Google-Fu kommt das heraus:
Die Entsorgung von Kaliumdichromat kann mit Eisensulfat erfolgen, wobei es zu Cr3+ reduziert wird, welches ausgefällt als unlösliches Chromhydroxid wesentlich ungefährlicher ist.

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von frieda » 27.06.2011, 11:17

Ich hätte bloß gerne kurz gewusst, ob da etwas anderes als eine Sulfidfällung im annähernd neutralen Bereich mit anschließender Entsorgung im Sondermüll bei rumkommt oder nicht.


Grüßlis,

frieda

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von Asherra » 27.06.2011, 11:57

Bezweifle ich heftigst... auch 3er Chrom ist eklig genug.

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Re: Entsorgung von Beizen und Färbedrogen

Beitrag von versponnen » 27.06.2011, 20:53

wenn du umweltgerecht diese giftigen beizen verwendest,dann geht es nur in Zusammenarbeit mit dem umweltamt oder anderen Behörden, daher solltest du selbst meldung beim umweltamt machen und dich beraten lassen,wie du sie überhaupt verwenden darfst..

ich denke der gebrauch ist nicht zu verantworten und auch nicht zulässig ohne spezielle chem. Labors.
ebenso solltest du mit greenpeace oder anderen umweltorganisationen dich beraten lassen. was die darüber wissen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unser Kreis mit dem einsammeln von chemieabfällen höchst fahrlässig ist, da werden alle gläser in einen Kübel zusammengeworfen..wenn man zum spziellen sammeltag geht.

wir heutigen färberinnen sollten es besser wissen als unsere unwissenden vorgänger und danach handeln.
--
ich selbst färbe zur zeit gar nicht, meine asthma verschlechtert sich bei den dämpfen und Gerüchen und ich habe keine Laborküche mit entsprechenden absaugvorrichtugnen und Umweltfiltern, also lasse ich es schlicht.
kein beinbruch, Verzicht zu üben.
lieber nachdenklicher gruß wiebke

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