Funktionsprinzip Flügelbremse?

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Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von beaune » 24.11.2025, 15:44

Bitte verzeiht, ich halte mich - sofern es mir möglich ist - an die offizielle deutsche Rechtschreibung, benütze also das generische Maskulinum.

Liebe Faserfreunde,

Ich habe vor Jahren ein gedrechseltes Spinnrad günstig gekauft, welches sogar in der Lage sein sollte, Fasern zu spinnen. Es ist flügelgebremst. Leider ist nur eine einzige Spule dabei, weshalb ich mir gern weitere Spulen nachdrechseln möchte. Dazu würde ich gerne wissen, wie der Flügel seinen Antrieb erhält. Die Spule hat in ihrer Achsöffnung Lederstückchen eingeleimt. Ist das
1. die Regel bei flügelgebremsten Rädern? Ist es die Reibung der "Lederhülse", die den Flügel antreibt?
2. welche Alternativen gibt es? Könnte ich auch ein Kugellager benützen? Wie und wo? Bringt dies denn genug "Reibung", damit der Flügel mit angetrieben wird?

Noch kann ich die zukünftige(n) Spule(n) ja beeinflussen in der Größe der Achsbohrung. Deswegen die Frage, um das Funktionsprinzip zu verstehen. Mir geht es tatsächlich nur um den Flügelantrieb. Dass durch das Anziehen der Bremse die Differenz zwischen Spulen- und Flügelgeschwindigkeit und damit der Einzug geregelt wird, ist mir klar.

Hier noch ein paar Bilder des Rades:
20251124_153349.jpg
20251124_153341.jpg
20251124_153325.jpg
20251124_153315.jpg
20251124_153309.jpg
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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von beaune » 24.11.2025, 15:46

20251124_153554.jpg
20251124_153527.jpg
20251124_153515.jpg
20251124_153456.jpg
Viele Grüße Petra
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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von Rolf_McGyver » 24.11.2025, 16:39

Hallo Petra,
Dein gesponnenes Garn ist der Antrieb des Flügels.
Das Garn läuft ja durch das Einzugsloch über die Haken zur Spule. Hältst Du das Garn fest, entsteht der Einzug und Drall im Garn, da der Flügel ja gebremst wird. Der Flügel hat aber da annähernd die gleiche Drehzahl wie die Spule.
Erst beim Nachgeben des Garns bremst der Flügel ab und das Garn wird durch die unterschiedliche Drehzahlen von Flügel und Spule auf die Spule aufgewickelt.
Die Lagerung des Flügels hat keinen Einfluss auf die prinzipielle Funktion, sie bestimmt nur den minimal möglichen Einzug. Die Spule sollte leicht und ruhig auf der Flügelachse laufen und an der Lagerung sollte der Verschleiß minimal sein (bzw. das Verschleißteil austauschbar).
LG Rolf

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von beaune » 24.11.2025, 18:24

Vielen lieben Dank, Rolf! :heart:
Das musste ich mir erst einmal bildlich vorstellen und werde morgen explizit darauf achten. 😅
Und die Flügelbremse, die bei mir auf den Fotos runter hängt, bringt dann zusätzlichen Einzug? Braucht es die dann überhaupt? Auch das werde ich morgen ausprobieren.

Euch einen schönen Abend, ich muss zum Sport...😝
Viele Grüße Petra

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von moniaqua » 24.11.2025, 19:43

beaune hat geschrieben:
24.11.2025, 18:24
Braucht es die dann überhaupt?
Ja, doch, die nutze ich schon und verstelle sie nach meinen Bedürfnissen.
Servus,
Monika

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von lisel » 24.11.2025, 21:12

Das Band wie von Rolf geschrieben ist die Flügelbremse. Sie drückt auf die Lederauflage. Allgemein gilt je stärker die Bremse mit dem Holzdrehgriff angezogen wird, um so stärker ist der Einzug. Anfangen zu testen würde ich fast ohne Bremse. Dann kann man bei Bedarf nachspannen. Wir haben uns dann die für uns angenehmsten Einstellung aufgeschrieben damit beim Spulenwechsel ein fast gleiche Spannung ohne langes Probieren möglich ist.

LG Techik der Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von beaune » 25.11.2025, 07:22

Vielen Dank auch an Moniaqua und Lisl für eure Antworten.
Ich hätte den Titel anders wählen sollen, weil mir das Prinzip der Bremse ja eigentlich klar ist.
"Funktionsprinzip Antriebsübertragung Spule - Flügel" wäre wohl treffender gewesen.

@Lisl:
lisel hat geschrieben:
24.11.2025, 21:12
Das Band wie von Rolf geschrieben ist die Flügelbremse.
Ich lese in Rolfs Beitrag nichts von einem Band? 🤔

Viele Grüße Petra

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von moniaqua » 25.11.2025, 10:51

Bisher hatte ich mich zurückgehalten mit antworten, weil ich mich einfach noch nicht genug mit dem Thema befasst habe, um zu *wissen*, was passiert. Aber ein paar Gedanken doch dazu:
beaune hat geschrieben:
24.11.2025, 15:44
1. die Regel bei flügelgebremsten Rädern? Ist es die Reibung der "Lederhülse", die den Flügel antreibt?
(Geschmierte) Lederlager dienen m.W. eigentlich mehr dazu, Reibung zu vermindern. Insofern würde ich nicht erwarten, dass hier Reibung zum Antrieb verwendet wird. Bei meinem modernen Spinnrad ist es kein Lederlager, sondern eine Hülse aus Kunststoff, die im Holz verarbeitet wird. Bräuchte man Reibung, würde dieser Aufwand bestimmt nicht betrieben?
beaune hat geschrieben:
24.11.2025, 15:44
2. welche Alternativen gibt es? Könnte ich auch ein Kugellager benützen? Wie und wo? Bringt dies denn genug "Reibung", damit der Flügel mit angetrieben wird?
Auch Kugellager werden verwendet, damit man eben gerade *keine* (bzw. nur wenig) Reibung hat.
beaune hat geschrieben:
24.11.2025, 15:44
Noch kann ich die zukünftige(n) Spule(n) ja beeinflussen in der Größe der Achsbohrung. Deswegen die Frage, um das Funktionsprinzip zu verstehen. Mir geht es tatsächlich nur um den Flügelantrieb. Dass durch das Anziehen der Bremse die Differenz zwischen Spulen- und Flügelgeschwindigkeit und damit der Einzug geregelt wird, ist mir klar.
Willst Du das Spinnrad noch verbessern? Dazu hätte sich @wollwolff schon ziemlich viele Gedanken gemacht. Mein pragmatischer Ansatz in so einem Fall ist ja, Spule abmessen (lassen) und genau so nachdrechseln (lassen). Wenn möglich mit dem gleichen Holz, das ist halt manchmal recht schwierig zu erkennen.
Servus,
Monika

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von lisel » 25.11.2025, 18:06

Irgendwie kommt es mir vor als habe ich die Frage nicht richtig verstanden oder es sind eigentlich zwei technische Fragen.

Also bleiben wir als erstes bei der Lagerung der Spulen. Die haben mit der Flügelbremse nichts zu tun. Im Original in diesem Beitrag wurde Leder verwendet. Diese Lager am besten mit Balistol einölen und das Leder quillt wieder auf und wird geschmeidig. Sprich es läuft wieder besser. Nachbauten von Spulen würde ich mit Gleitlagern ausstatten. Dazu Durchmesser der Flügelachse mit einem Messschieber vermessen und dann bei der www Seite von Igus die passenden Gleitlager bestellen. Klar könnte man auch Kugellager nehmen, aber die haben auf der Flügelachse auch Nachteile, grade wenn die Achse schon alt ist. Egal wie man sich entscheidet, hat dies nur Einfluss auf die Laufruhe aber nicht die Flügelbremse. Klar wenn alles eiert kann die Bremse nicht optimal funktionieren, aber dies war ja nicht die Frage.

Wie die Flügelbremse mit dem auf dem Foto abgebildeten Faden und dem Knebel funktioniert, habe ich ja schon beschrieben. An dem abgebildeten Rad würde ich das Lederlager vorn und hinten auch mit Balistol behandeln. Dann sollte der Flügel leichter und gleichmäßiger laufen. Wird nun mehr Einzug benötigt, drückt der Faden auf Leder/Flügel am vorderen Flügellager beim Spannen mit dem Holzknebel.

Nun hoffe ich die Frage sauber auseinander gebröselt zu haben

LG Technik der Lisel

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von beaune » 27.11.2025, 10:16

lisel hat geschrieben:
25.11.2025, 18:06
Irgendwie kommt es mir vor als habe ich die Frage nicht richtig verstanden oder es sind eigentlich zwei technische Fragen.
Ja, ich hatte meine Überschrift falsch gewählt. Es ging eigentlich darum, zu verstehen, was den Flügel antreibt, wenn die Spule mit dem Schwungrad verbunden ist. Das hat Rolf ja soweit erklärt. Da ich das zuvor nicht wusste, überlegte ich eben, ob die Reibung des Leders eine Rolle beim Antrieb spielt.

Aber nun nochmal zum Testen, ob ich das Prinzip verstanden habe: trete ich beim flügelgebremsten Rad das Rad, also auch die Spule im Uhrzeigersinn, wickelt sich der Faden gegen den Uhrzeigersinn auf die Spule. Das müsste ja dann beim spulengebremsten Rad, Trittrichtung ebenfalls im Uhrzeigersinn, andersherum sein. Also Faden im Uhrzeigersinn auf die Spule gewickelt. Stimmt das? 🤔

Spielt sowas irgendwann im Spinn- oder Zwirnprozess eine Rolle?

Danke für den Hinweis auf die Bezugsquelle der Gleitlager. Das hilft mir sehr.

Viele Grüße Petra

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von Rolf_McGyver » 27.11.2025, 10:40

beaune hat geschrieben:
27.11.2025, 10:16
Aber nun nochmal zum Testen, ob ich das Prinzip verstanden habe: trete ich beim flügelgebremsten Rad das Rad, also auch die Spule im Uhrzeigersinn, wickelt sich der Faden gegen den Uhrzeigersinn auf die Spule. Das müsste ja dann beim spulengebremsten Rad, Trittrichtung ebenfalls im Uhrzeigersinn, andersherum sein. Also Faden im Uhrzeigersinn auf die Spule gewickelt. Stimmt das? 🤔
ja, richtig
beaune hat geschrieben:
27.11.2025, 10:16
Spielt sowas irgendwann im Spinn- oder Zwirnprozess eine Rolle?
solange Du das Garn tangential abwickelst, macht das kein Unterschied.
Wenn axial abgewickelt wird, kann es den Drall erhöhen oder erniedrigen. Ob das spürbar ist, glaube ich eher nicht

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Re: Funktionsprinzip Flügelbremse?

Beitrag von beaune » 27.11.2025, 13:50

Danke Rolf! 🤗

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