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Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:12
von ehemaliger User
Ich wollte das Thema hier mal starten unter dem Gesichtspunkt: Wenn ein Anfänger (wie ich) Wolle kauft, woran erkennt man ein "gutes" Vlies bzw. gute Rohwolle?

Was ich bisher hier lesen konnte:
-Gute Fasern machen beim Spannen&Zerreißen einiger Härchen "pling", schlechte ein Reiß- und Kratzgeräusch.
-Es sollte nicht zu viel Nachschnitt vorhanden sein, wenn überhaupt
-Es sollte nicht total verdreckt, verkotet etc. sein

Da ich jetzt aber wenig Vergleichspunkte habe, frage ich mich, was ist "viel Nachschnitt", was ist "sehr verdreckt" etc.?

Ich habe bisher von 3 verschiedenen Händlern gekauft.

Händler 1: Verkaufte "Rohwolle mit Regenwasser gewaschen" vom Milchschaf. Gelierfert in einem Karton. Beim Zupfen kam noch einigermaßen Dreck raus, so in die Richtung Staub + kleine Pflanzenteilchen, wenn man mit einer "Sitzung" fertig war, musste man den Boden drumherum halt fegen. Die Wolle war aber optisch weiß, nicht verschmutzt. Ab und zu gabs mal ein paar verklebte Haarspitzen, ein paar verfilzte kurze Teilchen waren auch dabei. Aber eben auch viele lange, weiche, meines Erachtens nach schöne Fasern. Endergebnis nach 3 Abenden Zupfarbeit war ca. 750g verspinnbare Wolle versus 250g aussortierter Mulchwolle.
Händler 2: Verkaufte "1kg schwarze Wolle vom Juraschaf, geschoren im August". Ich habe den Karton geöffnet, darin war ein schwarzer Plastiksack mit Zugband (Müllsack). Bevor ich den Sack aufmachte, hat es schon gestunken. Sobald der Sack auch offen war, roch die ganze Wohnung (70m²!) weit schlimmer als ein Milchschafstall inklusive seiner 100 Bewohner, in dem ich letztens zu Besuch war. Ich habe die Wolle sofort waschen wollen, in dem doch recht intensiven Geruch wollte ich nicht übernachten und ich hatte Angst wegen der Nachbarn (Mietwohnung Mehrparteienhaus). Also Badewanne befüllt, dann wollte ich sortieren. Die Wolle war meines Erachtens nach sehr verkotet, ich frage mich, wie so viel Kot überall hinkommt? Durchfall? Kackt sich so ein Schaf denn selbst auf den Rücken oder wie geht das :fear:? Schätzungsweise würde ich sagen an 50% der Fasern klebte Kot. Dabei war die Wolle nass. Richtig feucht. Wenn man rein fasste, hatte man teilweise braune Finger, von den feuchtweichen Kotstücken in der Wolle. 2x schlug mir beim Auseinanderziehen größerer Klumpen auch starker Uringeruch entgegen. Ich bin nicht empfindlich aber da hab ich mich schon ziemlich geekelt. Für gute 2 Stunden Wolle sortiert, einiges Müll, einiges Wanne. Nach 30min. Einweichen hab ich das erste Wasser rausgelassen und ersetzt, weil es echt fast schwarz war. 2. Einweichgang für 12 Stunden, dann einzelnes Ausspülen von Wollklumpen, recht langwierig. Dann Wolle trocknen. Im Endergebnis bin ich unzufrieden, es sind sehr viele sehr kurze Stückchen. Frage mich, ob es eine 2. Schur war? Oder haben Juraschafe derart kurzes Fell? Sortieren ist extremst langwierig, viel brüchige Haare (Reißprobe) und seeehr viel Nachschnitt und ganz kurze, nicht verspinnbare Haare (=Nachschnitt?). Alles in allem würde ich sagen 50-70% der schon vorsortierten und gewaschenen Wolle ist nochmal Ausschussware, weil zu kurz. Ist das jetzt einfach der Unterschied zwischen "richtig" frischer Wolle und welcher, die schon kurz sortiert & gewaschen wurde, oder darf ich mich vom Händler veräppelt fühlen?
3. Händler: "Ein Vlies vom Coburger Fuchs" - ungewaschen. Karton bekommen, Wolle im Karton, ohne Plastiksack. Karton aufgemacht und es roch erstmal ganz leicht nach Maschinenöl (wohl vom Lagerraum der Wolle herrührend). Wenn man dann die Nase mehr oder weniger reinsteckt und schnüffelt, riecht es nach Schaf, aber wirklich nur ganz leicht, nicht ansatzweise mit Händler 2 zu vergleichen. Wolle kann ohne weiteres offen für Tage in der Küche stehen ohne dass man irgendwas riecht. Nach den ersten probeweisen Griffen kann ich sagen: Diese Wolle ähnelt bis auf ein klein wenig mehr Schmutz im Großen und Ganzen sehr der Wolle von Händler 1.

Alle drei Händler stammen von der uns allseits bekannten Auktionsplattform im Internet und alle 3 haben (überraschenderweise?) schon viele positive Bewertungen.
Meine Tendenz wäre jetzt: Stammkunde bei Händler 1&3 werden, Händler 2 auf den Mond schießen... Oder wie sind eure Meinungen? Ist sowas wie in Fall 2 doch eher üblich und nicht schlimm bei ungewaschener Rohwolle?
Ich bin mir halt so unsicher und ein paar Angaben würden mir helfen, damit ich mir (und vll andere nach mir) ein Bild machen kann vom "guten Durchschnitt" bei gekaufter Rohwolle... was man erwarten kann, was nicht, und von dem, was garnicht geht.

Danke :))

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:31
von Sina
Ich habe zwar keine Erfahrung in Rohwolle kaufen, aber in einem normalen Geschäft hätte ich Wolle 2 sofort reklamiert und zurückgegeben.
Der Händler käme auf meine schwarze Liste.

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:40
von shorty
Vorab noch eine Frage, wie kurz ist bei Dir kurz ? :-)
Bergschafrassen werden teilweise 2 mal geschoren, haben aber trotz mehrmaliger Schur oft sehr gute Stapellänge, da sie rassebedingt deutlich mehr Wolle schieben
Ich kaufe nie Rohwolle über ebay, mein Weg ist eher der direkten Kontakt zum Schafhalter. Man kann zwar bei einem zuverlässigen Verkäufer sich schon ein recht gutes Bild machen, für spätere Käufe, Garantie ist das aber keine. Jedes Jahr fällt Wolle unterschiedlich aus.
Sicherlich gibt es auch negativ Beispiele.
Bei besagtem 2. Kauf hätte ich wahrscheinlich die Wolle zuerst getrocknet und aussortiert, ist viel sinniger trocken.
Denn ein dicker Schafsköttel macht das Waschwasser sehr schmutzig.
Ich breite normalerweise die Vliese aus und trenne Bauch Po und evtl verschmutze Hinterlaufwolle sofort weg, bei einem gut geschorenem Vlies geht das meist recht gut. ( ist natürlich auch ein bißerl rasseabhängig)
Erst nach dem aussortieren wasche ich.
Ich weiche z.B. deutlich länger ein, auch mal 1 - 2 Tage, habe dafür aber natürlich auch bessere Möglichkeiten ( Garten)
Und ja, Rohwolle ungewaschen riecht mitunter schon, nur bedingt wohnungsgeeignet, auch ohne schlechte Qualität. Sprich 1 und 2 zu vergleichen passt nicht. Auch die Haltungsform, reine Stallschafe oder gealpt spielt eine große Rolle und die Vliesbeschaffenheit, gröbere Wolle schmutzt bei weitem nicht so wie feines Merino, das Schmodder aufsaugt , wie ein Schwamm.
Ich würde Dir raten, kaufe Dir Wolle nur nach persönlichem Ansehen, da ist das Risiko viel geringer.
Guter Durchschnitt ist ein bißerl Ansichtssache

Karin

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:41
von Adsharta
Also Händler 2 würde ich von der Liste streichen. Wahrscheinlich hat die Wolle schon ewig im verschlossenen Plastiksack vor sich hingegammelt und das ist dann nicht besonders toll und sortiert wurde wohl gar nicht.
lg Adsharta

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:47
von quilty
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, am schlimmsten war die Lieferung von einer Dame, die seltsamerweise auch nicht als schlechter Lieferant zu erkennen war!
Sehr gute Erfahrung hatte ich eigentlich nur bei "birlum" oder so ähnlich (Birgit Lumma heißt die Dame)
Der größte Dreck war auch in so `nem weißen Plastiksack, da habe ich auch nur in der Sch.... gewühlt und es war so mit Stroh eingesaut, das hättest Du in 100 Jahren nicht rauslesen können!
Momentan bin ich ein bisschen geheilt von Rohwolle und kaufe nur kardierte im Band.
LG Christine

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:50
von quilty
Der Drecklieferant war sowas wie blackl....... oder ähnlich Wolle plus 6,90 Porto, da hätte ich bei Wollknoll schön einkaufen können!
LG Christine

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 19:58
von semlita
Hallo,

also ich denke, dass ich von besagtem Händler 2 auch Jurawolle gekauft habe, und ja, das Waschwasser war anfangs sehr dunkel. Aber das hatte ich bei dunkelbraunen Vliesen schon öfters und denke, das es sich überwiegend um Staub und feinen Sand handelt. Ich wasche im Garten und mit Gummihandschuhen und da geht das.
Kot? Minimalst vorhanden. Und das Rohwolle vom Schaf auch stark nach Schaf duftet, finde ich auch normal und rieche ich mittlerweile auch ganz gerne.
Ich habe übrigens bei diesem Händler schon etwa 10 verschiedene Rohwollsorten gekauft und finde seine Wolle einfach nur toll, kaum bis kein Einstreu, tolle Vielfalt und Qualität,mit Geruch und Staub kann ich gut leben, ist halt Rohwolle, war aber wie gesagt auch stark rasse- bzw. farbabhängig.
Ich habe auch schon bei anderen Verkäufern besagten Auktionshauses gekauft und richtig ekligen Abfall erhalten mit ganzen Schafskötteln wo man den Eindruck haben muss, da hat jemand per Verkauf entsorgt.

Also, ich lasse nichts kommen auf Verkäufer 2 ( der hier, wenn ich mich recht erinnere, wegen seiner feinen und seidigen Milchschafwolle schon mal erwähnt wurde, und zwar nur positiv).
Die Geschmäcker und Erwartungen sind eben ganz verschieden.
Tschüss,

semlita

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 20:04
von Asherra
Ihhhh, Nummer 2 hätt ich wieder zugeknotet und zurück geschickt. Pfui bäh, da find ich ja schönere Wolle für umsonst auf der Weide.
So ein "unschlagbares Angebot" hatte ich mal für Alpaka... "Ja, wir verkaufen auch Wolle, da ist noch was im Schuppen von letztem Jahr... sortiert, nee, pro Sack ein komplettes Vließ, so um die 2kg, jaa, so ein bissle Stroh ist schon drin... 35€ pro Vließ". Ok, danke, nein danke.

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 05.10.2010, 22:34
von fiberarts
AGG; da kann ich mich ja auf was freuen. Da ich für 24 Jahre der USA gelebt habe waren saubere Wolle und Vliese waren eine Selbstversändlichkeit in unserer Spinn und Web Community. Was ich bis jetzt gehört habe von einer Freundin von mir..und sie mir auch mal eine kost probe sendete weil es zuviel arbeit war...ist schon der reinste wahnsinn. (So mein Deutsch ist nicht so gut weil ich es verlernt habe).
Ich habe mit vielen Vliesen gearbeited. Romney ist zum Beispiel ein wunderbares Anfänger Vlies da man es von der Locke her spinnen kann , wenn man es etwas bürsted. Aber ich glaube nicht das das eine Schafs Rasse ist die es hier gibt.

Meine Freundin die an der Quelle ist hat mir schon einige Deutsche Woll pöbchen gesented. Auch von einem gängigen Internet händler. Das Milchschaf ist gut.

Von abscheulichen Vliesen da kann ich nicht mitreden, da ich die meisten Schafe kannte von denen ich Vliese wollte und sonst mir die Vliese auch immer angesehn habe. Denn dort wo ich lebte waren regelmäsige Wolle shows wo ich aktiv mitwirkte.
Ein brüchiges Vlies also wo die Fasern leicht reisen, zu kurtz sind das heist nicht länger als ein Daumen kann man zum filzen nehmen (retten).
Ein gutes Vlies ist wo die fasern elastisch sind etwa ein kleines bischen wie ein Gummiband und dir Fasern auch nicht reisen wenn man sie snappt (wie ein Gummiband). Wenn schon Internet Bestellung dann am besten gleich ansehn und wenn es nicht gut erscheit zurücksenden...aber am besten ist´s wenn man sie peröhnlich anschaut oder Freunde/Bekannte/Schäfer hat/kennt die sich mit Schafe oder/und Fliesen handeln.
Wenn man eines kauft, dan legt man es am besten am boden aus um zu sehen wie verschmutzt es ist und ob man es noch etwas unansehliches entfernen muss bevor man es verarbeited.
Ein stinkendes, fauliges Vlies das sich schon gar nicht gut anfühlt..schwammig, schleimig (zu feucht gelagert, nass in den plastigsack gelegt....schwitzen et...)....das ist die ganze Arbeit nicht wert...sollte man zurück senden. So gehts ja doch nicht..oder die Verkäufer kennen sich selber nicht aus.

Meine Spinnrad Gurus haben mir gelernt es in heisen Wasser einzulegen, erst heisses Wasser und Geschirrspühlmittel, manchmal muss man ein Vlies tatzächlich 2 mal waschen..mit ganz öligen Backsoda dazufügen.Ich wasche meine miestens nochmal aus..das heist ich lege es halt nocheinmal ohne Seife ein. Mit Angora Vliesen tut man zusätzlich Alkhol von der Apotheke rein..ja klingt komisch aber ich habe es so selber erklärt bekommen...nur reines info ich will ja nicht der experte sein oder arogant erscheinen...getrocknet habe ich meine Vliese immer im Garten in 40 grad Hitze (gibts ja auch nicht hier) an einen Fliegen Gitter..das Vlies muss complet getrocknet sein..sonnst started die Verottung..


Ich habe schon ein Vlies gekauft in Deutschland, da hatte ich etwas probleme es zu waschen da ich in der USA einen top loader hatte als Waschmaschiene das sich ganz toll fürs Vlies waschen eignete. Hier hatte ich zwei grosse Eimer und ich konnte das Wasser nicht aus spinnen. Ich bekam schon ein paar gute tipps fürs nächstes mal aber wenn da jemand noch was weis ich täte mich freuen.

Und was ein gutes Vlies ist für nen Anfänger, das ist finde ich zimmlich induvidual. Mit der Zeit lernt man was einen gefällt und was nicht. Ich habe am anfang ein Vlies gehabt das ich im einlegte (so nenn ich das hier) mit dem ich soviel gespielt habe..weil es sooooo schön war, das ich es leicht verfilzt habe...das ist mir später nicht mehr passiert aber naja. Reinfallen tut jeder. Unbedingt den Snap test tun. Das rate ich. Ich habe mal vor Begeisterung nicht den test gemacht weill die Wolle so füllig im wie ein kissen aussah und als ich heim kam und es gewaschen habe gemerkt "Oh Boy" minderwertige Qualität!!!!!
Wenn jemand einen Tip für mich hat, lasst es mich wissen. Vielen Dank.

Also ich denke das reicht fürs erste

Liebe Grüsse Claudia

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 06.10.2010, 07:30
von Fiall
Offen gestanden finde ich es dreist, wenn die Wolle von Bauch und Po mit eingepackt wird. Das ist Abfallwolle und wer verkaufen will, sollte diese auch schön trennen.

Extrem verdreckte Vliese zu verkaufen finde ich ebenfalls eine Zumutung und so wie omena den Geruch schildert, würde ich das nicht als normal bezeichnen. Das Alpaka das ich bekommen hab, war auch seeeehr dreckig und wenn man die Nase reingehalten hat, fiel man um. Die Wohnung roch natürlich dezent danach, aber das sich die Nachbarn beschweren, darum hab ich mir dann doch keine Sorgen machen müssen.

Ich hätte den Sack wahrscheinlich komplett entsorgt.

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 06.10.2010, 08:44
von Claudi
Hi!

Leider können wir uns hier in Deutschland nicht mit den USA vergleichen, was die Pflege der Wolle auf den Schafen angeht...das ist bei uns verlorengegangene Wertschätzung. Oder hat schonmal jemand hier im Ländle Schafe mit Mantel gesehen, damit die Wolle am Tier geschützt ist? Wenn ich mal so durch eine Spin Off blättere, oder auf Homepages in den Staaten surfe, sehe ich sehr oft diese Haltung. :)
Aber selbst Kleinigkeiten, wie Disteln von einer Weide entfernen, Futterraufen anders anbringen, damit nichts auf die Schafe fällt, usw. liegen selten im Fokus der deutschen Schafhalter. Eine derartige Wollkultur ist in den USA aber weitaus tiefer verwurzelt, weil man durch die Entfernungen auf dem Land traditionell sehr viel stärker das verarbeitet, was man vor der Türe findet. Und eine Farmerin, die aus der Wolle der eigenen Schafe Textilien für die Familie herstellen muß, achtet wahrscheinlich selber sehr darauf, wie man z.B. Verschmutzungen und Pflanzenkram verhindern kann, weil Maßnahmen in dieser Rischtung mühevolle Arbeit bei der Verarbeitung bereits im Vorfeld vermeiden, oder zumindest verringern helfen.
Hier bei uns dagegen überlegen doch immer mehr Schafhalter, auf Haarschafe umzustellen, weil dabei die Schur und die Entsorgung der Rohwolle entfällt...

Der andere Aspekt ist das recht verbreitete Unding, über Ebay alles Mögliche zu verkaufen, weil der Käufer etwas aus der Ferne nicht beurteilen kann. Keinen kümmert es, wenn ein Vlies voller Pflanzenteilen ist, soll sich doch der Käufer damit herumärgern. Oder man verkauft ein kaputtes Spinnrad mit der Angabe "davon habe ich keine Ahnung", auch wenn man weiß, daß da ein wichtiges Teil fehlt, das ist eben Käuferpech. :evil:
Oder man bietet einfach Dinge an, von denen man keine wirkliche Ahnung hat. Weil man bei anderen Auktionen bemerkt hat, daß das gerade ein gefragter Artikel ist, der scheinbar in "Mode" ist, wird auf Teufel komm `raus verkauft. Und dann ist es egal, ob man weiß, daß verschmutzte Wollpartien entfernt werden sollten. "Nach mir die Sintflut." und "Hauptsache verkauft." denken da leider sehr viele Anbieter.

Leider kann man bei Ebayangeboten wirklich nur immer warnen, daß es ein ganz besonders hohes Risiko ist. Wer seine Fasern vor Ort beim Schäfer in der Umgebung mit vorheriger Besichtigung kaufen kann, der sollte diese Gelegenheit tätsachlich nutzen.
Und wenn man wirklich nicht die Möglichkeiten hat, kein Schäfer in erreichbarer Nähe, oder kein brauchbares Transportmittel, sollte man sich überlegen, lieber erstmal fertig vorbereitete Fasern in einem Shop zu kaufen.
Dann kann man hier im Forum auf den Bereich Direkt vom Erzeuger ein Auge werfen. Manche der Rohwollanbieter schreiben dort regelmäßig, und deren Wolle wurde auch teilweise schon von anderen Forenmitgliedern beurteilt.

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 06.10.2010, 11:13
von Klara
Zu den Mäntelchen: Als ich vor ein paar Jahren das Thema mal angeschnitten habe (hier oder im Handspinnforum) im Hinblick darauf, ev. welche zu kaufen oder nähen war die überwiegende Reaktion: Die armen Schafe, das ist doch total unnatürlich, solche Wolle würde ich NIE kaufen! Na, das macht doch Lust, oder?

Die Beschreibung der schwarzen Wolle klingt nicht gut, aber bei schwarzem Vlies hat auch ein seriöser Verkäufer zwei Probleme: 1. scheinen sich schwarze Schafe tatsächlich mehr in den Mist zu legen als weisse (zumindest mein Sarotti) 2. ist der Dreck praktisch nicht zu sehen, und damit auch kaum auszusortieren. Die letzte Partie von Sarottis Vlies musste auch zwei Mal ins Spüli-Wasser, weil die Sosse gleich nach dem Eintunken schon dunkelbraun war. Obwohl ich nach der Schur diesmal gut (dachte ich) aussortiert hatte. Bertas weisses Vlies (gleiche Rasse) ist viel sauberer.

Dafür, feuchte Wolle in eine Plastiktüte zu packen gibt's aber keine Entschuldigung...

Das Beste ist wirklich, Wolle direkt beim Schafhalter zu kaufen (oder noch besser, gegen Mithilfe bei der Arbeit geschenkt zu kriegen) - ansonsten kommt's auf den Preisunterschied an, ob sich der Kauf von Rohwolle wirklich rentiert (oder ob einem das Waschen wirklich Spass macht...). Und Mietwohnungen halte ich auch für eher ungeeignet zum Wolle waschen.

Ciao, Klara

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 06.10.2010, 11:40
von Fiall
Und dabei gibt es doch auch hierzulande soooo viele Leute, die ihre Hunde in Pullover packen. :)

Schwarze Tiere scheinen aber definitiv schmutzbegeisterter zu sein. Ich hatte vom selben Züchter cremefarbenes, bobtailbuntes und schwarzes Alpaka und die hellen Farben waren wesentlich sauberer!

Von meinen Perserchen, die Dame creme, das Kerlchen grau ist das Mädel wesentlich reinlicher (putzen, putzen, putzen) und auch Schwiegereltern klagen, dass ihre schwarzes Katzenmädel immer in den dreckigsten Ecken rumkriecht und entsprechend ausschaut, während ihre weiß-getigerte Katzendame peinlichst drauf achtet, nicht schmutzig zu werden. :)

@omena: Bin mir sicher, wenn du deine Fühler ein wenig in die nähere Umgebung ausstreckst, wirst du dich wundern, wie viele Schafhalter sich finden, bei denen man die Wolle dann vorm Kauf auch mal begutachten kann.

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 06.10.2010, 13:30
von Adsharta
Von meinen Perserchen, die Dame creme, das Kerlchen grau ist das Mädel wesentlich reinlicher (putzen, putzen, putzen) und auch Schwiegereltern klagen, dass ihre schwarzes Katzenmädel immer in den dreckigsten Ecken rumkriecht und entsprechend ausschaut, während ihre weiß-getigerte Katzendame peinlichst drauf achtet, nicht schmutzig zu werden. :)
:totlach: Die wissen wohl ganz genau, daß man den Dreck nicht so sieht. :) Sehr schlau!

Nein, jetzt im Ernst, ich bin mittlerweile am Überlegen, ob ich mir die Frühjahrsschur nochmals antue. Ich bin da doppelt solange am Werk gewesen wie jetzt im Herbst. Ich habe bei der Frühjahrsschur wirklich jede einzelne Locke mit der Flickkarde bearbeitet, um den ganzen Kleindreck rauszukriegen. Jetzt wo ich den Vergleich habe begeistert mich natürlich die Wolle der Herbstschur lange nicht mehr so.

Omena, ganz ehrlich, wenn du die Möglichkeit hast in deiner Umgebung einen Schafhalter aufzutreiben, versuche es auch direkt. Die Schafbauern sind meistens ja auch lernwillig - zumindestens meiner. :) Und man kann sich da schon zusammenreden.
lg Adsharta

Re: Rohwolle gekauft - was darf sein, was nicht?

Verfasst: 06.10.2010, 14:04
von Claudia
Hallo Leute,
ich bin zunächst einmal Schafhalterin und bin erst in letzter Zeit dazu gekommen, Wolle zu verarbeiten.
Mit Schafhaltung so zu wirtschaften, dass man bei 0 Verlust herauskommt ist schwierig. D.h. ein Schafhalter ist hierzulande auch aufgrund von Wirtschaftlichkeit oft gezwungen Landschaftspflege zu betreiben - und ich habe in diesem Jahr die Erfahrung gemacht, dass über die Landschaftspflege beispielsweise schon Verschmutzung ins Vlies kommt.

Ehrlich ich hasse wirklich Kletten. Sie sind am Schaf auch nicht ohne weiteres aus der Wolle rauszubekommen. Mit den Mäntelchen wäre ich recht vorsichtig. Also zumindest unsere Lämmer neigen dazu, sich fest- und aufzuhängen, wenn man ihnen einen Gelegenheit bietet. Da zupfe ich lieber länger als ständig irgendwo festgezurrte Schafe zu befreien, die ich vielleicht auch nicht immer sofort entdecke.

Eine andere Erfahrung ist, dass Schafe Luft und gute Durchlüftung brauchen, damit sie nicht krank werden. Eine gute Vliesdurchlüftung finde ich schon angesagt. Ob das mit Mäntelchen optimal wäre, wage ich zu bezweifeln.

Die Anbringung der Raufen - hah - das ist auch so ein Thema. Was haben wir daran schon rumprobiert. Allerdings haben unsere Schafen auch Hörner. Diese Wollmonster schaffen es immer wieder sich Haferkörner oder Heustückchen ins Vlies zu packen. Am heftigsten sind die Lämmer, die jede Gelegenheit nutzen, wie auch immer, es sich unter anderem in der Raufe bequem zu machen. Sie werden da zu Klettermaxen oder werden so schmal wie Hamster, die überall durchkommen, wenn die Nasenspitze durchpasst.

Ok. Ein rohes ungewaschenes Vlies riecht wegen des Fettes immer streng nach Schaf. Das meint aber nicht, dass es nach Kot riecht. Es riecht halt nach Schaf. Ein Vlies muss nicht zugekotet oder feucht verpackt und muffig sein. Das ist nicht korrekt. Klar ist es gut, die Teile auszusortieren, die mit dem Schaf im Stroh liegen in das sie zuvor geköttelt haben.

Nun - alles in allem - würde ich unsere Vliese nicht desinfizieren, bevor ich sie jemandem gebe oder sie selbst nutze. Meines Erachtens ist Wolle ein natürliches Produkt mit all seinen Vor - oder auch Nachteilen.

Wenn Wolle industriell verarbeitet wird, entfernt man den Dreck durch Chemie. Ich persönlich sortiere da lieber aus oder zupfe länger. Selbst ein durchgegangenes Haferkorn würde mich weniger stören als Chemie, auf die ich übrigens in der Regel im wahrsten Sinne des Wortes allergisch reagiere.

Was sauber scheint, ist übrigens nicht immer sauber. Manche Waschmittel vertrage ich überhaupt nicht. Bekomme davon Kontaktallergien. Normal gesäuberte Wolle hingegen ist da kein Problem.
Liebe Grüße
Claudia